Dezember 2009 - Seite 6


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31.12.2009

Der fünfte Tag

Um 10 Uhr trafen wir am Leuchtturm wieder Simone und Michael, und lernten Carsten Keden kennen. Er ist der Leiter des Außenbezirks Helgolands des Wasser- und Schifffahrtsamt Tönning und Elektroniker für Seezeichen und Funktechnik. Mit ihm durften wir den Leuchtturm besichtigen.



Der Helgoländer Leuchtturm ist 35 Meter hoch, die Feuerhöhe liegt 82 Meter über dem Meeresspiegel und leuchtet den Seefahrern über 28 Seemeilen (mehr als 51 Kilometer) weit den Weg. Er ist seit 1965 in Betrieb, und besitzt mit 35 Millionen Candela das lichtstärkste deutsche Feuer. Das entspricht laut Carsten der Helligkeit von 180.000 gut beleuchteten Weihnachtsbäumen in einer einzigen Streicholzschachtel.

Hier im Erdgeschoß stehen die beiden Notstromaggregate, die bei einem Stromausfall bis zu 400 Stunden lang (über 2 Wochen) Energie liefern können.



Durch diese gasdichte Schleuse kommt man in das Treppenhaus. Die Dusche ist für die Dekontermination gedacht. (Dekontamination ist das Entfernen von gefährlichen Verunreinigungen z.B. bei Personen. Das können chemische, biologische oder radioaktive Stoffe sein)



Im achten Stock werden die AIS-Signale der Schiffe in der Nordsee empfangen und ausgewertet. (AIS = Automatic Identification System)

Seit Mitte 2008 müssen alle Berufsschiffe über 300 BRZ in internationaler Fahrt bzw. über 500 BRZ in nationaler Fahrt eine AIS-Anlage betreiben (BRZ = Bruttoraumzahl). Auch Schiffe, die länger als 20 Meter sind oder mehr als 50 Passagiere an Bord haben, müssen ein AIS-System benutzen. Die Sicherheit und die Lenkung des Schiffsverkehrs wurde damit erheblich verbessert.




Dies ist eine der Differential-Stationen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Sie überprüft die Genauigkeit der GPS-Signale und sendet die Korrekturdaten auf Mittelwelle an die Schiffe. Dieser Dienst erhöht die Genauigkeit der Positionsberechnungen erheblich. Er bietet eine Lagegenauigkeit von etwa zwei Zentimetern und eine Höhengenauigkeit von ungefähr drei Zentimeter.



Im elften Stock wird das Radarsignal aufbereitet und an die Verkehrszentralen nach Wilhelmshaven und Cuxhaven gesendet. Dort werden sie von Nautikern ausgewertet.



Der Radarschirm zeigt die Schiffsbewegungen in Echtzeit, und erfasst auch die Schiffe, die kein AIS an Bord haben.



Hier mal ein Foto aus einem der oberen Fenster in Richtung "alter Radarstellung" der Luftwaffe, die Radarantenne wurde etwa 2004 abgebaut. Heute ist es nur noch eine automatische militärische Funkanlage der Luftwaffe, die fernüberwacht wird.



Und hier eine Panoramaaufnahme aus einem Fenster in Richtung Westen.



Diese Treppe führt uns zur Antennenplatform, 78,42 Meter über dem mittleren Meeresspiegel.



Die Horizontline ist in dieser Höhe mehr als 34 Kilometer weit entfernt. (Sichtweite auf Helgoland)



Alles muss in dieser Höhe und bei dieser Witterung besonders solide ausgeführt sein.



Mit diesem Kran werden die Antennen und schweren Gerätschaften hochgeholt. Er wurde im Juni 2009 erneuert, und kann bei voller Auslage 550 Kliogramm heben.



Hier nun drei Panoramaaufnahmen. Aufgenommen aus freier Hand, wie man u.a. am krummen und schiefen Horizont sehen kann.





Und es war kalt in dieser Höhe, oder könnt ihr Dagmars Hände sehen?



Die Außentreppe zum Lichthaus habe ich natürlich nicht wirklich erklommen.



Im Inneren führt diese Alu-Leiter uns durch die Luke in den dreizehnten Stock, und endlich in das Lichthaus.



Das obere System ist das Hauptfeuer, darunter befindet sich das Reservesystem. Das Haupfeuer befindet sich 83,35 Meter über dem Meeresspiegel. Dieses Signalfeuer wird automatisch täglich eine Stunde vor Sonnenuntergang ein- und eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder abschaltet. Drei im Winkel von 120 Grad angeordnete Fresnel-Sammellinsen mit einer Brennweite von 250 mm bündeln das Licht.



Eine 2000 Watt starke Xenon-Hochdrucklampe erzeugt das helle Licht. Hier sind sehr gut die zwei massiven Wolfram-Elektroden und der dickwandige Quarzglaskolben zu sehen. Diese Lampen müssen vor ihrem kontinuierlichen Betrieb gezündet werden. Dies geschieht, indem ein Hochspannungsimpuls von etwa 50.000 Volt angelegt wird. Der anschließenden Betrieb erfolgt dann mit einer Gleichspannung von 20 bis 30 Volt.



Carsten hat auf meine Bitte mal das Resevesystem geöffnet.



Die Lampe hat eine Betriebsdauer von 2000 Stunden, dann wird sie ausgetauscht. Das heisst, ungefährt alle neun Monate ist also eine neue fällig. Die erforderlichen Stromstärken von bis zu 100 Ampere erklären die dicken Anschlußkabel. Eine Lampe kostet übrigens über 500 Euro...



Der Linsenturm (und damit die drei Strahlenbündel) rotiert in 15 Sekunden um die Mittelachse, sodass alle 5 Sekunden ein Lichtstrahl aufblitzt.



Ein Gruppenfoto der glücklichen "Besichtiger" darf natürlich nicht fehlen!



An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Carsten, der uns kompetent, verständlich und sehr geduldig alles erklärt und gezeigt hat. Danke für dieses außergewöhnliche Erlebnis.


Nachmittags drehte ich noch eine Runde auf dem Oberland, um mit meinem Supertelezoom (225 - 750 mm Brennweite) ein paar Kormorane und verlassene Nistplätze zu fotografieren.



So sehr die Vögel die bunten Schnüre / Netze als Baumaterial für ihre Nester lieben, so gefährlich sind sie für sie auch. Jedes Jahr verfangen sich viele Vögel in den Schnüren und sterben jämmerlich.



Vom "Pinneberg" aus (61,3 Meter) habe ich mal zwei Aufnahmen mit maximaler Brennweite von der Düne gemacht.




Auch den Leuchtturm habe ich von hier aus noch nie in so groß fotografiert.



Der alte Beobachtungsposten in Höhe Petersens Horn (Peetersen siin Hörn).




Um 19 Uhr gingen wir dann zum Silvestermenü in die Mocca-Stuben, wo wir uns zusammen mit zwei anderen uns bis dahin nicht bekannten Ehepaaren die Wartezeit bis zum Jahreswechsel bei leckersten Speisen und einigen Weinflaschen äußerst kurzweilig verkürzten. Liebe Grüße an Bea und Dag, sowie an Katharina und Christopher, ich hoffe, Ihr konntet Euch diese Webadresse merken. :-)
Ein großes Dankeschön auch an Stefan & Crew, Thomas (Tessi) und Antje für gelungenen Abend (nicht den ersten und bestimmt auch nicht den letzten).



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